Deutsche Botschaft Islamabad
Neubau eines Kanzleigebäudes in Pakistan
new chancery building in Pakistan
Die Gebäude der Deutschen Botschaft Islamabad liegen in der Nachbarschaft anderer Botschaften auf einem Grundstück innerhalb des gesicherten Botschaftsviertels, der diplomatic enclave. Im Rahmen des vorgelegten Planungskonzepts werden die bestehenden Gebäude zum Teil durch Neubauten ersetzt oder saniert bzw. ohne weitere Maßnahmen erhalten. Der wesentliche Inhalt dieser Präsentation ist der Neubau des Kanzleigebäudes, der zugehörigen Zufahrten und PKW-Abstellanlagen, der Technikzentrale (mit Gartengeräteraum und drei Materiallagerräumen) sowie die Umgestaltung des Botschaftsgartens als Folge der neuen Lage der Kanzlei. Die Botschafterresidenz wird saniert und in der bestehenden Form erhalten. Für Außenwache, Visastelle, Gärtnerhaus und Pool sind im Rahmen dieses Planungskonzepts keine Umbauten vorgesehen. Die Dienstwohnungen werden saniert, es ist jedoch auch ein alternativer Bauplatz ausgewiesen um sie im Bedarfsfall durch einen Neubau ersetzen zu können.
Der Baukörper des neuen Kanzleigebäudes wird im Zentrum des Grundstücks hinter dem bestehenden Kanzleigebäude errichtet, das nach Fertigstellung des Neubaus abgebrochen wird. Das Kanzleigebäude stellt sich von der Eingangsseite dreigeschossig dar und nimmt so durch seine Lage wie auch durch die Baukörperhierarchie eine angemessen zentrale Position auf dem Grundstück ein. Die hohe außenräumliche Qualität des Botschaftsgartens wird respektiert und der Baumbestand nur in geringem Maß entfernt. Bestehende Anlagen im dahinter liegenden Teil des Gartens werden nicht beeinträchtigt.
Durch die neue Lage des Kanzleigebäudes entsteht zwischen Außenwache und Kanzlei ein großzügiger Vorplatz. Er dient als Vorfahrt und kann als Veranstaltungsort mitgenutzt werden. Unter den Bäumen sind PKW-Stellplätze (1 Behindertenstellplatz sowie mind. 3 weitere Stellplätze) im Nahbereich des Eingangs vorgesehen. Der westliche Platzrand ist mit einer Garage für 6 PKW, einer kleinen Werkstatt und einem Abfallsammelplatz unterbaut. Über eine Rampe mit zwei unterschiedlichen Gefällen ist dieser Bereich zu erreichen. Die erste Rampe weist ein Gefälle von 6% auf und gewährleistet eine barrierefreie Verbindung zur Residenz. Sie ist zugleich die Zufahrt zu den überdachten PKW-Stellplätzen am nordöstlichen Rand des Grundstücks. Weitere 6 Stellplätze sind im Nahbereich des Zugangs zur Residenz unter den vorhandenen Bäumen platziert. Der jetzige PKW Stellplatzhof wird in eine Gartenanlage verwandelt.
Ein orthogonales Wegesystem ordnet und gliedert das Grundstück in unterschiedliche Funktionsbereiche und steht im Kontrast zur üppigen, weitestgehend erhaltenen Bepflanzung des Botschaftsgeländes.Die Residenz mit ihrer großen Wiese im Süden erhält ein Gartenpendant im Norden. Das neue Wegesystem gliedert das Botschaftsgelände in die Bereiche Kanzlei, Residenz mit großen Garten, Wohnquartier, Freizeitnutzung (Schwimmbecken und Tennis) und dem angegliederten Visabereich. Die vorhandenen Bäume werden erhalten und um zahlreiche neue Bäume vor allem an der Visastelle und dem ehemaligen PKW Stellplatzhof ergänzt. Eine Raumabfolge aus Rasenlichtungen, schattigen Baumhainen und blühenden Strauchpflanzungen wird entstehen. Als Wegebelag ist ein erdbrauner Klinkerbelag aus regionaler Produktion vorgesehen, der in Fahrbereichen hochkant verlegt wird um die nötige Stabilität zu erreichen. In fußläufigen Bereichen können Klinker mit kostengünstigerer reduzierter Dicke verwendet werden.
Das neue Kanzleigebäude wird in die Topografie des Grundstücks integriert. Die Eingangsebene liegt im Erdgeschoss auf Höhe der Vorfahrt. Das darunter liegende Sockelgeschoss öffnet sich zum tiefer liegenden Botschaftsgarten. Darüber befinden sich zwei Obergeschosse. Der Baukörper ist als Dreibundanlage konzipiert, bestehend aus zwei außen liegenden Raumfluchten unterschiedlicher Tiefe, die den Großteil der Büros und weiterer Aufenthaltsräume aufnehmen sowie aus der dazwischen liegenden Mittelzone, die zur Erschließung, für dienende Räume sowie für einen Innenhof genutzt wird. Über einen Aufzug und zwei Treppenräume mit direktem Ausgang ins Freie an den Enden der Mittelzone erfolgt die Vertikalerschließung. Durch die Lage der Treppenhäuser an den Außenwänden sind für alle Räume zwei bauliche Rettungswege gegeben. Die weitgehende Verglasung der Treppenhäuser bzw. Flure an den Enden des Mittelbunds stellt von den Verkehrsflächen den Außenbezug zum Botschaftsgarten her.
Das Gebäude wird von der Außenwache kommend durch die Schleuse im Erdgeschoss betreten, an die sich das Foyer anschließt. Es öffnet sich mit großflächiger Verglasung zum Botschaftsgarten. Dem Foyer zugeordnet liegt der große Besprechungsraum und andere Nutzungen, die sich auf Foyer und Eingang beziehen. Im ersten Obergeschoss befinden sich die Räume der Botschaftsleitung und des Kanzlers mit einem Besprechungsraum und Büros der Abteilungen Politik, Wirtschaft, Kultur und Presse. Weitere Räume dieser Abteilungen liegen im zweiten Obergeschoss. Hier sind auch die Räume des Militärattachés und die gesicherten Bereiche Fachdienststelle und der IT-Bereich mit einem weiteren Besprechungsraum angeordnet. Der Innenhof ist als begehbarer Außenraum vorgesehen und sorgt für die natürliche Belichtung der Flurzonen in den Obergeschossen. Das Sockelgeschoss nimmt zur Gartenseite Personalaufenthaltsbereiche, Arztzimmer und Werkstätten auf sowie Lagerflächen an der gegenüber liegenden Seite.
Das neue Kanzleigebäude wird in Modulbauweise erdbebensicher auf örtlich zu errichtenden Fundamenten hergestellt. Dadurch wird eine weitgehende Vorfertigung gewährleistet und der Anteil vor Ort zu erbringender Leistungen gesenkt. Die vorgefertigten Module haben eine Elementbreite von 3,00 m und ermöglichen 3,25 m nutzbare Raumhöhe. Die Obergeschosse erhalten eine semitransparente vorgehängte Fassadenschicht aus Holz oder Holzwerkstoff, die mit klappbaren Segmenten individuell zu öffnen ist. Sie dient als außenliegendes Verschattungselement dem sommerlichen Wärmeschutz. Die Vertikallamellen umhüllen den oberen Teil des Baukörpers und stellen in ihrer Materialität einen Bezug zum umliegenden Garten her.
Für die Kühlung- und Beheizung der Gebäude der Liegenschaft wird eine zweistufige Wasser-/Sohle-Wärmepumpe in der neuen Technikzentrale auf dem Gelände errichtet. Abhängig von den Jahreszeiten Sommer/Winter werden im Erdreich wassergefüllte Speicher für die Pufferung der Energie eingesetzt. Im Winter wird die Wärmepumpe durch die Abwärme des unter „Stromerzeugung“ beschriebenen BHKWs unterstützt, im Speicher zwischengelagert und von dort auf die Gebäude der Liegenschaften verteilt. Im Sommer dient der Speicher zur Kühlung.
Für die Eigenstromerzeugung werden zwei BHKWs in der Liegenschaft errichtet. Davon ist ein BHKW für die Abdeckung aller in der Notstromversorgung erforderlichen Anlagen ausgelegt und ersetzt somit die bisherigen Netzersatzanlagen. Die zweite Anlage wird zur Versorgung der Gesamtliegenschaft mit Strom dimensioniert. Zusätzlich wird auf dem Dach des Neubaus eine Photovoltaikanlage errichtet. Diese deckt den Eigenbedarf des neuen Gebäudes und speist den darüber hinaus erzeugten Strom in das Netz der Liegenschaft ein.
Die Räume des Neubaus werden über in der Decke integrierte Strahlungsheizung- und kühlung beheizt und gekühlt.
Die an der Außenfassade liegenden Räume werden über eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage entsprechend den Raumanforderungen für die jeweilige Jahreszeit konditioniert. Die zentral angeordneten RLT-Geräte sind in Technikräumen im Untergeschoss positioniert und erschließen die einzelnen Etagen über vertikale, neben den Treppenhäusern angeordnete Schächte. Die Abluft wird im Winter über einen Wärmetauscher zur Vorwärmung der Zuluft geführt. Der Zentralbereich wird über den Innenhof mittels Nachtlüftung durchströmt.